Es ist noch nicht lange her, als wir auf der jetzt populären Strecke nach Dreverna und Svencele auf Straßenbelag aus deutschen Zeiten fuhren. Die löchrige Straße (wenn wundert das bei einem Alter von fast 100 Jahren). bepflanzt mit Alleebäumen, welche die Sowjetzeiten überstanden hatten, führt von den Hügeln bei Priekule durch Schilf und Gesträuch bis hin zum Haff. Auf einem dieser Hügel stand einst die zum Ende des 2, Weltkriegs von den Sowjets zerbombte evangelische Kirche. Noch früher blickte der Richter von Priekule, Heimatforscher und Dramaturg Ernst Wichert aus seinem Haus in der Marktstraße auf die Dünen am Haff. Der Verlauf der neuen Straße ist identisch, sie führt an den ältesten Häusern von Priekule vorbei, wo einst an der evangelischen Kirche die bekannten Pfarrer von Priekule lebten, Endrikis Endrulaitis und Vilius Gaigalaitis, die auf dem Friedhof Elniske, neben dem das erste Waisenhaus des Druckereibesitzers Friedrich Schröder stand, bestattet sind.
Gleich daneben befindet sich das Grab des Erben der Schröderschen Druckerei, Jurgis Trausis, und daneben das Haus, wo sich die Druckerei befand, nachdem sie aus dem nahegelegenen Gropiskiai umgezogen war, und wo die Druckereibesitzer wohnten.
Wie konnten die Leute ohne Druckerei, Hefte und eigene Bücher leben, wenn es im Rahmen des Glaubens üblich war, die Bibel zu lesen, Kirchenlieder zu singen, Gebete und diverse Bibelgeschichten zu zitieren. Zudem war ein lesekundiger Mensch auch daran interessiert, was in seiner nächsten Umgebung passiert, wo es Jugendfestivals mit Vydunas gab, ob man am Johannistag mit dem Boot nach Schwarzort fährt, ob es ein Liederfest am Rambynas gab oder eine Versammlung im Vingis-Park und was es für Nachrichten aus Memel, Tilsit, Königsberg und Berlin gibt, was die Missionare im fernen Afrika, Asien und Amerika machen und was in Großlitauen passierte? Und welche technischen Neuheiten es gibt, die auf dem Hof helfen könnten? Und das alles auf Litauisch, wie seit jeher gewohnt. Und nicht nur religiöse Schriften, sondern auch Folkloresammlungen, Sachliteratur, Populärwissenschaftliches und Heimatkunde, übersetzte Weltliteratur, immer bessere Versuche in Prosa und Poesie fanden ihren Weg in die Häuser der Memelländer. „Mit der Entwicklung der litauischen Philologie und der Stärkung der litauischen Intelligenz wurde auch die Literatur als Teil der nationalen Kultur immer bedeutender sowie eigenständiger und die Anzahl belletristischer Bücher wuchs. Mit der allgemeinen Schriftkundigkeit stieg auch der Bedarf nach Büchern verschiedener Genres. Häufig waren Satire, didaktische Gedichte und Erzählungen. Günstigere Bedingungen für die Vertiefung kreativer Prozesse entstanden durch den deutschen Einfluss und ab dem letzten Viertel des 19. Jahrhunderts auch über die litauische Kultur aus Großlitauen, die neue Richtungen und Formen der Literatur brachten, darunter besonders die Romantik und das damit verbundene Erwachen der nationalen Idee. Die Autoren schöngeistiger Werke verkörperten die Liebe zur Heimat, die Schönheit der Muttersprache und die Ideen der Befreiung von der Unterdrückung. Dies gab der Literatur nicht nur die Aufgabe zur ästhetischen Erziehung, sondern auch zur Herausbildung nationaler Weltanschauung und als vereinigende Kraft.“*
Die Bücher reisten an Markttagen auf der Straße nach Dreverna aus dem Lager des Buchhändlers Jonas Molinius in Klisiai. Wie viele Bücher hatte Jonas Padagas aus Pjauliai wohl gesammelt, darunter auch seltene Exemplare? Nicht umsonst gab es Briefverkehr zu Büchern und Drucksachen mit der Buchhandlung Slapeliai in Vilnius, mit Jonas Sliupas und sogar mit Jonas Basanavicius.
Die Route beginnt an einem der herausragendsten Gebäude im Zentrum von Priekule, dem „Preußischen Haus“, in dem im Giorke-Saal des Hotels die Stücke von Ernst Wichert aufgeführt wurden. Sie endet am Grab von Johann Friedrich Franz Schröder im Gutspark Kliosiai. 25 Objekte, die die Schicksale von Priekules Buchhändlern, Aktivisten und anderen Kleinlitauern sowie den Vertretern anderer Völker, die der Sache der Litauer zugeneigt waren, dass die litauische Sprache für Gebet und Gesang für Poesie und Erzählungen genutzt werden sollte, miteinander verbinden und von denen einige erst jetzt neu entdeckt und gewürdigt werden.
Die Route, die Sehenswürdigkeiten auf der Route und weitere Informationen finden Sie HIER.
Die Streckenführung wurde von der Kommunalverwaltung des Landkreises Klaipeda erstellt, und zwar von der Korrekturleserin Daiva Beliokaite.
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